Julis im Usinger Land
Er möchte Verantwortung übernehmen
USINGEN – Cameron Majer ist 18 Jahre und jüngstes FDP-Mitglied – Politisches Engagement geplant
Mit 18 Jahren ist Cameron Majer das derzeit jüngste FDP-Mitglied in Usingen. Er kann sich durchaus vorstellen, die Stadt auch parlamentarisch mitzugestalten. FOTO: burger
Er steckt mitten in den Abi-Vorbereitungen an der Christian-Wirth-Schule. Was aber nicht bedeutet, dass der 18-jährige Cameron Majer den Blick nicht übers Schulbuch hinaus wandern lässt. Denn er ist derzeit das jüngste FDP-Mitglied in Usingen. Im vergangenen Jahr hatte die Partei sowieso mit acht neuen Mitgliedern einen guten Zulauf, wie Parteichef Dr. Bernd Büchner berichtet hatte.
Was zieht einen Jugendlichen in eine Partei? Da hat Majer eine klare Antwort parat: „Verantwortung übernehmen.“ Noch nicht Verantwortung übernehmen für politische Entscheidungen, denn die Zeit für die vielen Sitzungen fehlt einem angehenden Abiturienten noch. Es geht um die eigene Verantwortung und die Freiheit des Einzelnen, aber eben auch die Verantwortung, die für jeden selbst entsteht.
„Ich erlebe so oft, dass gerade junge Menschen wie ich das Wort gar nicht kennen. Wird ein Fehler gemacht, dann sind immer andere schuld. Das war auch der Grund, warum ich die FDP gewählt habe.“ Denn das Wort „liberal“ beinhaltet für ihn schon die Richtung. „Die Partei steht dafür, dass jeder Mensch in seinem Handeln innerhalb der gesetzlichen Grenzen seine Freiheit hat. Dazu gehört ganz aktuell auch die Debatte um die Impfpflicht, wobei auch hier in der FDP durchaus kontrovers diskutiert wird. Hat man aber Freiheiten in seinem Leben, muss man für sein Handeln auch immer gerade stehen.“
Es sei einfach, sich auf Gesetze zu verlassen oder Verordnungen, die es ja so einfach machten, eine Richtung zu finden. „Aber hier fehlt mir eben die Freiheit jedes Einzelnen. Und genau deshalb war für mich schnell klar, dass die FDP meine Einstellung am besten trifft“, sagt er. Freiheit wurde dem jungen Wilhelmsdorfer sozusagen schon in die Wiege gelegt, denn die Mutter ist US-Amerikanerin, kommt also aus einem Land, in dem Verantwortung und Freiheit noch eine ganz andere Bedeutung haben.
Gestalten, nicht fordern
Aber er hat nicht nur deshalb den Schritt zur Parteimitgliedschaft getan. „Ich möchte auch einmal Verantwortung übernehmen, also in die Politik gehen. Auf jeden Fall kann ich mir vorstellen, mich auch in der Kommunalpolitik einzubringen“, betont Majer. Weitere politische Ambitionen hat er derzeit nicht, denn nach dem Abi steht dann auch erst einmal die Berufswahl an. Zudem gehört er auch zu den Jungen Liberalen im Kreis – die in Usingen bislang noch keine eigene Gruppe haben. „Das wäre momentan auch zu früh, denn so viele Jugendliche sind wir nicht. Da könnte man schon eher an eine Gruppe fürs Usinger Land denken.“
Das aktuelle Pandemie-Thema etwa gehört zu den häufigsten Debatten – und da hat er eine ganz klare Meinung. „Bisher treffen die Verordnungen alle Bürger, egal, welche Vorerkrankung oder welches Alter sie haben. Da müsste deutlich differenzierter gehandelt werden. Ich denke da nur an die Impfungen und ihre Auswirkungen, denn bei Jungen sind diese anders als bei Älteren.“
In seine Überlegungen fallen auch die vielen Gesetze: „Wir sind auch Platz zwei in Europa, was die Gesetzesflut angeht. Und hier kommt dann wieder die Verantwortung ins Spiel: Weniger Gesetze, mehr selbstbestimmtes Handeln“, betont er. Und blickt auch durchaus kritisch auf die derzeitige Bildungspolitik, die nicht immer Chancengleichheit beinhalte.
Er wirbt auch in Gesprächen unter Gleichaltrigen dafür, dass diese sich mehr engagieren. „Ab und an gelingt es mir, andere davon zu überzeugen. Einige habe ich sogar von der FDP überzeugt“, sagt er schmunzelnd. Erstaunlich war dabei bei der Kommunalwahl, dass etwa Wilhelmsdorf keine Stimme für die FDP aufzeigte, bei der Bundestagswahl aber 18 Prozent. „Jugendliche in der Politik bringen auch andere Sichtweisen und Themen ein.“
Jugend und Politik war auch Thema bei Steffen Wernards erster Online-Diskussion im Wahlkampf – mit null Teilnahme der Betroffenen. „Woran das liegt, weiß ich nicht. Vielleicht hat die Jugend gerade durch die Pandemie Vertrauen in die Politik verloren. Viele haben aber auch einfach kein Interesse daran, was im direkten politischen Umfeld geschieht“, so Majer.
Und ist wieder beim Thema Verantwortung. „Ich höre immer wieder, dass so wenig los ist in Usingen. Dann kann ich nur sagen: Macht was los. Klar gibt es die Feste und Feiern wie die Kerb, aber mehr will, kann mehr machen.“ Und weist darauf hin, dass derzeit an der CWS die Planung für die Abifete-Vorfinanzierung läuft. „Auch bei so etwas kann sich jeder einbringen.“
Und wenn er ganz konkret was ändern wollte in Usingen? „Das wären die Öffnungszeiten im Hallenbad, die sind nicht sehr jugendfreundlich.“
Von zu Hause bekommt er für sein Engagement volle Unterstützung: „Meine Eltern finden es klasse, was ich mache. Aber das liegt auch daran, dass wir in der Familie schon immer politisch interessiert sind.“
Quellenangabe: Usinger Neue Presse vom 02.02.2022, Seite 16